
US-Wahlkampf
Das Kandidatenrennen bleibt offen
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Ein Vorentscheid ist nicht gefallen
Romneys Wählerschelte ein Vorentscheid? Mitnichten. Das Rennen um die Präsidentschaft ist nach wie vor offen. In einigen Umfragen liegt Romney sogar vorn. Politische Journalisten lassen sich mehr von Wünschen leiten als von Fakten
Wünsche, das weiß ein jeder, sind etwas anderes als Vorhersagen. Man wünscht sich, im Lotto zu gewinnen, kündigt aber nicht die Arbeitstelle. Man prognostiziert eine globale Temperaturerwärmung, hofft aber, dass sie ausbleibt. Nur im Orakel fließen Wunsch und Vorhersage zusammen. In dieser Hinsicht ähnelt es der Prophetie.
Der politische Journalismus wiederum ähnelt oft dem Orakel. Die Prognose über Entwicklungen fußt gern auf Wünschen oder Angstvorstellungen. Fakten stören da nur. Seit rund einer Woche wird das Ende Mitt Romneys prophezeit. Der republikanische Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft stolpere permanent über die eigenen Beine, heißt es. Fehler und Pannen durchziehen seinen Wahlkampf. Das Elektorat ist entsprechend empört und entzieht ihn seine Gunst.
Laut einer Analyse des Politikwissenschaftlers Costas Panagopoulos von der Fordham University ist Rasmussen das zuverlässigste Umfrageinstitut, gefolgt vom Pew Research Center und YouGov/Polimetrix. Vor vier Jahren wurden die Werte Obamas von allen Umfrageinstituten im Durchschnitt überschätzt. Nate Silver glaubt nicht, dass sich das jüngste heimlich gedrehte „Klassenkampf“-Video Romneys entscheidend auf den Wahlkampf auswirken wird. Es bleibt also wohl einstweilen beim annähernden Patt.
„Wenn es laut Umfragen ein Patt gibt, warum glauben dann so viele, dass Obama gewinnt?“ – so lautet daher die Überschrift zu einer Analyse in der „Washington Post“. Offenbar gebe es einen großen Graben zwischen dem, was Wähler als Ergebnis vorhersagen, und dem, was sie sich wünschen. Viele Romney-Anhänger vermuten, dass die Negativ-Schlagzeilen über ihren Kandidaten diesem auch schaden. Vergessen wird dabei, dass vor vier Jahren selbst Sarah Palin in den Umfragen vor Obama lag. Die Winde können sich schnell drehen, auch wenn eine Katastrophe wie damals die Pleite von Lehman Brothers unwahrscheinlich ist.
Vielleicht gibt es für die Orakelisierung der amerikanischen Präsidentschaftswahl noch eine andere Erklärung. Wie derzeit in der muslimischen Welt zu beobachten ist, tendieren Gleichgesinnte dazu, sich gegenseitig aufzustacheln. Im Kokon verstärken sich Meinungen. Gegenteilige Informationen werden nur noch selektiv wahrgenommen oder ganz verdrängt. In Amerikas Hauptstadt Washington D.C. würde man zu 80 Prozent für Obama votieren. Die meisten Journalisten leben in und um Washington. Dass hier manchmal der Wille die Vorstellung diktiert, liegt auf der Hand.
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Der politische Journalismus wiederum ähnelt oft dem Orakel. Die Prognose über Entwicklungen fußt gern auf Wünschen oder Angstvorstellungen. Fakten stören da nur. Seit rund einer Woche wird das Ende Mitt Romneys prophezeit. Der republikanische Kandidat für die amerikanische Präsidentschaft stolpere permanent über die eigenen Beine, heißt es. Fehler und Pannen durchziehen seinen Wahlkampf. Das Elektorat ist entsprechend empört und entzieht ihn seine Gunst.
Nun zu den Fakten. Die beste Quelle dafür ist Nate Silver, desssen Blog „Five Thirty Eight“ in der „New York Times“ die Stimmung in den USA bewundernswert nüchtern und neutral widerspiegelt. Demnach hat Romney in den Umfragen seit einer Woche zugelegt, Obama aber verloren. Das leichte Hoch des Präsidenten nach dem Parteitag der Demokraten hat sich verbraucht. Laut Gallup schmolz der Vorsprung erst von sechs, dann auf drei Punkte und liegt jetzt bei einem Punkt. Das Umfrageinstitut Rasmussen sieht den Herausforderer gar zwei Prozentpunkte vor Obama. Der Trend gehe wieder in Richtung Romney.
Laut einer Analyse des Politikwissenschaftlers Costas Panagopoulos von der Fordham University ist Rasmussen das zuverlässigste Umfrageinstitut, gefolgt vom Pew Research Center und YouGov/Polimetrix. Vor vier Jahren wurden die Werte Obamas von allen Umfrageinstituten im Durchschnitt überschätzt. Nate Silver glaubt nicht, dass sich das jüngste heimlich gedrehte „Klassenkampf“-Video Romneys entscheidend auf den Wahlkampf auswirken wird. Es bleibt also wohl einstweilen beim annähernden Patt.
„Wenn es laut Umfragen ein Patt gibt, warum glauben dann so viele, dass Obama gewinnt?“ – so lautet daher die Überschrift zu einer Analyse in der „Washington Post“. Offenbar gebe es einen großen Graben zwischen dem, was Wähler als Ergebnis vorhersagen, und dem, was sie sich wünschen. Viele Romney-Anhänger vermuten, dass die Negativ-Schlagzeilen über ihren Kandidaten diesem auch schaden. Vergessen wird dabei, dass vor vier Jahren selbst Sarah Palin in den Umfragen vor Obama lag. Die Winde können sich schnell drehen, auch wenn eine Katastrophe wie damals die Pleite von Lehman Brothers unwahrscheinlich ist.
Vielleicht gibt es für die Orakelisierung der amerikanischen Präsidentschaftswahl noch eine andere Erklärung. Wie derzeit in der muslimischen Welt zu beobachten ist, tendieren Gleichgesinnte dazu, sich gegenseitig aufzustacheln. Im Kokon verstärken sich Meinungen. Gegenteilige Informationen werden nur noch selektiv wahrgenommen oder ganz verdrängt. In Amerikas Hauptstadt Washington D.C. würde man zu 80 Prozent für Obama votieren. Die meisten Journalisten leben in und um Washington. Dass hier manchmal der Wille die Vorstellung diktiert, liegt auf der Hand.
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