Column by Götz W. Werner, the founder and supervisory board of dm drugstore market, writes every month exclusively for the alverde magazine. An exemplary maker. Its strong text, see page 29 of the September issue of 'alverde'. The following statements I find very appealing and worth reading. Respect and recognition to seven million people in Germany who do have a marginal employment. It is an example, if someone like Götz Werner these seven million workers, employees, buyers and voters recognize as noble. (Dirk Hülsenbeck.)
"Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ereignete sich vor vielen Jahren in einem dm-Markt in Pirmasens,
aber es hätte überall in Deutschland sein können. Kurz nachdem ich unser
Geschäft betreten hatte, sprach ich eine Kollegin an. Auf meine Frage erhielt
ich nicht die erwartete Information, sondern eine ganz andere. Sie sei leider
nur eine „geringfügig Beschäftigte“, sagte meine Gesprächspartnerin. Es gibt
Begriff e, bei denen zucke ich unmerklich zusammen. Der Duden übersetzt ‚geringfügig‘
mit unbedeutend, belanglos oder nebensächlich, auch mit Bagatelle und Lappalie. Über sieben Millionen Menschen arbeiten in Deutschland als
,Geringfügige‘, sieben Millionen Menschen werden mit einem Begriff
charakterisiert, der herabwürdigend klingt und es auch ist. Mit dieser Bezeichnung
soll ein Arbeitsverhältnis gekennzeichnet werden, das von kurzer Dauer
ist und deshalb zur Zeit mit weniger als 400 Euro pro Monat honoriert wird. Mütter sind es vor allem, Studenten
und auch Rentner, die sich Woche für Woche bis zu zehn Stunden Zeit nehmen, um
dazuzuverdienen. Zeit, die Teil ihrer Lebenszeit ist. 168 Stunden hat die Woche
– die der ‚Geringfügigen‘, Ihre und auch meine Woche. 168 Stunden Lebenszeit,
die sich auf rund 700.000 addieren, wenn wir 80 Jahre alt werden. Addiert man
für die 80 Jahre die im Duden als ‚belanglos‘ und ‚Lappalie‘ gekennzeichneten
zehn Stunden pro Woche, dann macht das rund 42.000 Stunden unserer Lebenszeit. Nimmt
man diese am Stück, dann geht es um fast fünf Jahre unseres Lebens. Wenn Ihnen
jemand sagen würde, dass es auf die nächsten fünf Jahre nicht ankommen sollte, weil
diese Größe zu unbedeutend, zu belanglos sei in der Gesamtbetrachtung, dann würden
Sie nicht nur protestieren, wenn Sie 75 Jahre alt wären und der Rest Ihres
Lebens derart beschrieben würde, sondern hoffentlich auch mit 25 und vermutlich
noch vehementer und lauter mit 50 – ob als Frau oder Mann. In Pirmasens damals
ist mir klar geworden, dass wir für alle Menschen, die bei dm arbeiten, ob es
sechs, acht Stunden die Woche sind oder ob sich jemand sogar über die
vereinbarten Stunden hinaus einbringen will, als Gemeinschaft Rahmenbedingungen
schaff en müssen, damit sich niemand bei uns als ‚geringfügig‘ fühlt. Jeder
muss sich ernst genommen fühlen in seiner Aufgabe und einen Sinn in seinem Tun sehen
können. Wir im Einzelhandel haben es da relativ leicht, denn unsere Kunden, in
Pirmasens wie anderswo, geben uns Tag für Tag ganz unmittelbar das Gefühl, dass
wir etwas Sinnvolles
für sie leisten. Und sie fragen auch nicht, ob diese Leistung mit
sechs, acht oder zehn Stunden Einsatz erbracht wird oder als sogenannte
Vollzeitkraft, denn das sieht man unseren Kolleginnen und Kollegen nicht an,
wenn sie mit den Kunden ins Gespräch kommen. Ich betrachte es aber darüber
hinaus als unsere Aufgabe, den Menschen bei dm, aber auch den Bürgern in Deutschland,
den Wert der Lebenszeit zu vermitteln. Wer die Herausforderung annimmt, sein
Leben zu gestalten, der trennt nicht mehr zwischen Freizeit und Arbeitszeit,
für den ist weder das eine noch das andere ‚geringfügig‘. Wer sich mit seiner Lebenszeit
beschäftigt, der schafft einen Zusammenhang zwischen den Facetten des Lebens:
Familie, Beruf, Bildung, Religion, Sport und Geselligkeit, selbst der Schlaf
und die Ruhephasen werden zu einer Gesamtaufgabe. 168 Stunden pro Woche sind
nicht viel – da bleibt keine Zeit für Lappalien. Prof. Götz W. Werner"
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